Autor: Klaus J. Stöhlker ist Unternehmensberater für Öffentlichkeitsbildung in Zollikon.
„Wer jemals wieder eine Waffe in die Hand nimmt, dem soll die Hand abfallen.“
Kein anderer als der deutsche Bundesminister Franz-Josef Strauss, heute noch eine Legende auch in der Schweiz, donnerte diesen Fluch 1947, vor 78 Jahren, in die Öffentlichkeit. Heute ist es erneut so weit. In Deutschland müssen jetzt und in den kommenden fünf Jahren viele Hände abfallen, denn 2030 will die einst entwaffnete Bundesrepublik wieder voll kriegsfähig sein.Es ist auch klar, gegen wen. Wladmir Putin, der Herrscher aller Russen, ist das primäre Kriegsziel des deutschen politisch-militärischen Komplexes. Ein Zwischenziel ist schon erreicht. Die Aktien der deutschen Waffenproduzenten, an der Spitze die Rheinmetall mit Tochtergesellschaft in Zürich-Oerlikon, rasen nach oben. Dort sitzt die Rheinmetall Air-Defence, die einmal Oerlikon-Contraves hiess. Sie baut Geschütze für die Drohnen-Abwehr, aber, wie es in der Welt der Offiziere heisst, monatlich nur eines, weil es an geeignetem Personal fehlt.
500 Milliarden Euro und Milliarden Schweizer Franken stehen zur Verfügung, um Europa aufzurüsten. Ob daraus wirklich etwas wird, ist aus einem Grund fraglich, an den in Berlin wie in Bern bisher noch niemand gedacht hat.
Woher sollen die Soldaten kommen? Ausgerechnet die Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh, FDP, hat soeben eine Studie publiziert, woraus hervorgeht, dass wir Schweizer noch schneller altern als bisher angenommen. Just im Jahr 2029 werde die Pensionierungs-Welle der Baby-Boomer ihren Höchststand erreichen. Dann werden im Kanton Zürich 16% mehr über 65-jährige leben als 20-jährige. In der Schweiz sieht die Lage noch dramatischer aus. Das Delta zwischen Alt und Jung wächst auf 30% an. Bald werden allein in Zürich 33’000 Arbeitskräfte fehlen. In Italien, Portugal und Spanien sieht es noch schlechter aus, sodass wir mit einer Zuwanderung von dort kaum noch rechnen können. Diese letzten jungen Leute in das Militär zu entsenden, würde die Schweiz ruinieren.
Es kann auch nicht damit gerechnet werden, dass die Familien ihre Söhne gerne in die Armee senden wird. Denn die Einkommen der Söhne, aber auch der Mädchen, werden künftig gebraucht, damit die Hälfte der Schweizer Familien sich künftig noch etwas leisten kann. Zum Beispiel Ferien. Europa fehlt es an Waffen. Es fehlt an allem, vom Flugzeug bis zur Gewehrmunition. Der Schweizer Bundesrat hat in seiner Weisheit die Munitionsfabrik Altdorf schon lange in das Ausland verkauft. Die Piranhas werden derzeit für ein Sündengeld, sprich verrückt teuer, vom US-Konzern General Dynamics, früher Mowag, im Thurgau überholt. Ob wir je die F-35 erhalten werden, während US-Präsident Donald Trump schon die F-47 plant, „den gefährlichsten Kampfflieger aller Zeiten“, ist fraglich geworden. Ich denke, dass der neue VBS-Chef, wer immer dies sein mag, zuerst einmal eine Kriegsstrategie entwickeln sollte, um dann über notwendige Einkäufe zu entscheiden.
Seit Jahrzehnten, und ich habe dies im „Büro Farner“ seinerzeit direkt erlebt, ergingen sich die Korpskommandanten der Schweiz in Märli-Stunden für das Volk und die einfachen Soldaten. Wer sagt uns, dass es heute nicht anders ist? Waren wir vor kurzem noch ein Donut in der NATO, sind wir jetzt ein Donut in der EU. Dort wollen Ursula von der Leyen, Emmanuel Macron und Friedrich Merz eine europäische Armee aufbauen. Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat bereits abgesagt. Ob Macron noch lange Regierungschef in Frankreich bleibt, ist höchst fragwürdig. Von Friedrich Merz als neuem deutschem Bundeskanzler, der sich an die Staatsspitze hochgemogelt hat, lässt sich nichts Besseres sagen.
Das Beste: Putins Armee hat, wie sich in der Ukraine gezeigt hat, nicht im Geringsten die Fähigkeit, im Westen kriegerisch einzufallen. Dieser Dritte Europäische Weltkrieg wäre eine Lachnummer sondergleichen.
Die westliche Kriegspartei hat zu wenig Waffen und kaum Soldaten. Die östliche Kriegspartei hat den Kampfwillen der italienischen Armee: Viele Generäle, zu wenig Soldaten. In der jetzt beginnenden grossen Weltunordnung, wie Benedict Neff in der NZZ schreibt, hat Europa schlechte Karten. Könnten wir uns einigen, dass Moskau zu Europa gehört, was kulturell und wirtschaftlich kaum zu widerlegen ist, wäre das Alte Europa wieder eine junge Weltmacht. Doch unsere Politiker, die schon vor einer 90 Millionen Menschen zählenden Türkei Angst haben, werden die 137 Millionen Russen ebenso vor der Tür stehen lassen. Diese Kleingeisterei macht alles kaputt, was in 500 Jahren aufgebaut wurde.