Einige Gedanken über die Wirtschaft
Ein funktionierendes, auf Gerechtigkeit und Gleichberechtigung ausgerichtetes, wohlorganisiertes Gemeindewesen ist eine Säule unseres Daseins. Aber was nützt uns eine gute Verwaltung unseres Zusammenlebens, wenn wir unsere körperlichen Bedürfnisse nicht zu befriedigen vermögen? Deshalb haben wir uns immer auch um andere uns berührende Themen zu kümmern. Gemeint ist, vereinfacht gesagt, der Broterwerb. Oder etwas gehobener formuliert: die Wirtschaft, die gemeinhin in drei Sektoren aufgeteilt dargestellt wird:
Dienstleistung ca. mit 73% Anteil
Ein Grossteil der arbeitenden Bevölkerung ist in der Dienstleistung tätig. Das heisst, es werden keine Produkte hergestellt, aber Dienstleistungen «produziert», wie Versicherungswesen, das weitverzweigte, umfangreiche Gesundheitswesen, das vielleicht eher «Krankheitswesen» genannt werden sollte und das vielleicht bereits überbordende Therapiewesen, die Informatikfirmen, (wobei dieser Sektor in einigen Lehrbüchern bereits als der vierte Wirtschaftssektor bezeichnet wird), Reiseveranstalter, Reinigungsdienste und Wäschereien, Autowerkstätten, Anwälte, die davon leben, dass wir gerne streiten, Ingenieurfirmen, die z.B. für Gemeinden teure Bauprojekte ausarbeiten, Unternehmensberater, Banken mit dem Geldverkehr, Lieferdienste, und eben die kommunale oder kantonale Verwaltung und auch die Bundesverwaltung gehören zum Dienstleitungssektor, ebenso im weiteren Sinne die Parlamentarier und den dazu gehörenden Verwaltungsangestellten. Dienstleister sind auch Handelsfirmen, die Waren importieren oder/und die Warenverteilung im Land vom Hersteller zum Verbraucher organisieren. Zur Dienstleistung gehört auch das breite Bildungswesen, das die Basis zum erfolgreichen Wirtschaften legt und uns im günstigen Fall auch Lebenstechnik vermittelt. Der Vollständigkeit halber muss hier angefügt werden, dass bei obiger Aufzählung nicht zwischen Sachleistung und Dienstleistung unterschieden wird. Dafür gibt es Fachbücher.
Da und dort wird das starke Anwachsen des Dienstleistungssektors als problematisch erachtet. Dies auch deshalb, weil damit noch immer nicht der tägliche Hunger gestillt werden kann.
Urproduktion ca. 4% Anteil
Die (inländische) Lebensmittelproduktion, unsere Landwirtschft, die auch für die landesweite Landschaftspflege zuständig ist, aber auch das Forstwesen gehören, genau genommen, zur Urproduktion, dem ersten Sektor in der Reihe von Urproduktion, Produktion und Dienstleistung.
Produktion ca. 23% Anteil
Damit beschäftigt sich vornehmlich das produzierende Gewerbe und die Industrie, die Produkte herstellt. (Wobei, genau genommen, das Gewerbe auch breit gestreut im Dienstleistungssektor tätig ist). Dazu gehören aber auch die Energiewirtschaft, das Herstellen von Elektrizität durch die Wasserkraft, oder durch die unsinnigen, weil ineffizienten Windturbinen und die Solarpanels, von denen offenbar bereits zu viel installiert worden sind, weil im Sommer viele vom Netz genommen werden müssen! Dazu gehört auch die Wasserwirtschaft, was lebenswichtig ist, aber oft vergessen geht, denn das Wasser kommt ja aus dem Hahn. So einfach, wie manche meinen, ist das aber nicht. Ferner das Baugewerbe, das unsere Landschaft wegen ungeregeltem Bevölkerungswachstum, oder falsch organisierter Bevölkerungszunahme durch ungezügelte Einwanderung immer mehr verstellt, gehört zur Produktion. Auch der Bergbau gehört zu diesem Sektor, der aber bei uns kaum mehr eine Rolle spielt. Ausser man zählt die Salinen, die der Speisesalzgewinnung dienen, dazu.
Allgemeine Bemerkungen zur Wirtschaft
Wir als kleine Schweizer, die aber an der G20 (die 20 grössten Wirtschaften der Welt) dieser jährlich stattfindenden Konferenz immerhin am Rande teilnehmen können, sind mit der Weltwirtschaft stark verwoben. Wenn z.B. in Indonesien ein Floh hustet, oder ein Containerschiff kentert, kann es sein, dass wir Bauchweh bekommen oder eine hiesige Produktionsstätte vorübergehend den Betrieb einstellen muss, bildlich gesprochen, weil die Lieferkette unterbrochen ist.
Christoph Pfluger, der Herausgeber vom Zeitpunkt, einer interessanten Vierteljahresschrift, die sich mit unseren aktuellen Daseinsfragen beschäftigt, schreibt dazu in drastischen Worten: «Die globalisierte Wirtschaft ist ein hochkomplexes, durchoptimiertes System, das auf Massenproduktion, ausgelastete Fabriken und konstant hohem Konsum ausgerichtet ist». Oder anders gesagt: Die Weltwirtschaft, angefeuert von der nichtdemokratischen, ruchlosen, hochspekulativen Finanzwirtschaft führt einen halsbrecherischen Eiertanz auf dem Hochseil durch und ist höchst absturzgefährdet. Und die Folge davon: Wir könnten uns veranlasst sehen, zusammen mit den Kühen Gras zu essen oder alsbald «ins Gras zu beissen».
Wir, die uns in unserem wohlorganisierten Land mit wundervollen, mit chinesischem Granit gesäumten Strassen, die Wohnstubenatmosphäre verbreiten, wohl fühlen und nach der Rückkehr aus den Ferien immer wieder sagen, dass es nirgendwo so schön sei, wie in der Schweiz, müssen umdenken. Etwas selbstkritisch und demütig über den Tellerrand oder die Landesgrenzen hinaus zu schauen, könnte sinnvoll sein. Denn wir sind unwiderruflich der globalisierten Wirtschaft gnadenlos ausgesetzt.
Deshalb sind wir dazu aufgerufen, uns darüber Gedanken zu machen, was als sinnvoll und was als weniger sinnvoll zu betrachten ist. Wer weiterhin meint, unseren Wohlstand vom ständigen Wachstum, der ständigen Zunahme der Produkte im Angebot, der Kaufkraft, der Kosten ganz allgemein, der Mieten, und hintenherhinkend der Löhne abhängig zu machen und dann sei unser Dasein gesichert, der irrt gewaltig. Wir haben anzustreben, einmal ganz zurückhaltend formuliert, dass tagtäglich nicht mehr produziert wird, als konsumiert werden kann – ohne Raubbau an unserem Planeten zu betreiben. Die weltweite Überproduktion, und die in weiten Teilen ungerechte Güterverteilung bzw. der unheimliche, grauenvolle Nahrungsmangel für Millionen von Menschen darf uns nicht weiterhin gleichgültig sein. Deshalb ist es kaum verständlich, dass sich bald ein Drittel unserer Mitbewohner - unsere lieben Mitmenschen - darin gefallen, sich als «Nachrichtenabstinent» zu verhalten. Und es finden sich landesweit kaum oder nirgends Arbeitsgruppen am Werk, um dieser Zeitbombe entgegenzuwirken. Dabei wären Konzepte und Alternativen zu entwickeln. Wer dazu aufruft wird leider oftmals belächelt.
Das von Pfluger erwähnte Wirtschaftssystem erfordert eine Reihe von Bedingungen, die er einzeln auflistet, (von mir aber nach meiner Ideologie abgeändert):
- Energie zu günstigem Preis von dem Land im Nordosten zu beziehen, das von unseren Medien tagtäglich verteufelt wird. Wobei Oel und Gas in Gottes Namen früher oder später versiegen werden, aber davon ist in den letzten Jahren nichts mehr zu lesen, als ob das Problem nicht mehr bestünde.
- Gute Löhne, ausreichend nicht etwa für ständiges Wachstum, sondern für einen stabilen, plafonierten Konsum.
- Ausgelastete Produktionsstätten bzw. Vollbeschäftigung mit global konkurrenzfähigem Angebot, bei uns mit reduzierten Wochenarbeits-Stunden, zumindest in den produzierenden Berufen.
- Intakte Lieferketten, ungestörte Transportwege und eine stabile, künftig demokratisierte Wirtschaft und Finanzwirtschaft, was eine radikal-demokratische Weiterentwicklung darstellt, mit Potenzial zur politischen Umgestaltung.
Fazit
Das bei uns vorherrschende auf Wachstum getrimmte Wirtschaftssystem ist in höchstem Masse absturzgefährdet. Das bedeutet: Man braucht nicht grün angehaucht zu sein und die produzierenden Firmen nicht abzuwraken oder die Automobilindustrie nicht zu vernichten. Aber statt Wachstum müssen betreffend der Wirtschaftszahlen dringend Stabilität und Kontinuität das dominierende Kredo sein, und sollte auch die Managerhirne in den Teppichetagen durchtränken. Da es einfach nicht stimmt, oder sicher nicht in allen Belangen, dass «die unsichtbare Hand des Marktes» alles regelt, müssen den pathologischen Wachstums-Euphorikern massiv und kurzfristig die Flügel gestutzt werden. Nochmals: Stabiler Konsum soll auf eine stabile, auf Kontinuität ausgerichtete Produktion zählen können und auf ausgeglichenem Umfang beruhen. Und für alle gleichermassen erschwinglich sein.