Als ich im Seewadel darauf aufmerksam machte, dass man durch die vielen Lichter im Restaurant und in den Korridoren, die Tag und Nacht sinnlos brennen, unnsinnig viel Strom verbrauche, statt dass man Bewegungsmelder oder Dämmungsschalter einbauen würde, machte ich mich nicht beliebt.
Und als ich dann einmal den Koch fragte, was er mit den Essensresten mache und zur Antwort erhielt: «Entsorgen», war es passiert.
Ich sprach die berühmte Frau Omar darauf an, musste aber schon damals lange darauf warten, sie einmal anzutreffen. Heute ist ja bekannt, dass sie ausser dem Seewadel, wo sie gross garniert, man redet von 16'000 Franken im Monat, noch zwei andere Jobs betreibt. Und schon damals, es war Herbst 2023, kam ein Wortschwall. Alibimässig wurden dann im Anschluss an das Essen einige wenige Essensrationen verbilligt angeboten, (wenigstens vorübergehend), aber das Theater mit dem Licht blieb, im ganzen Haus.
So informierte ich den Stadtschreiber, und was tat der, lösungsorientiert, wie er den Anschein erweckt? Er leitete meine Mail direkt an Frau Omar weiter, und seither hatte ich im Seewadel keine guten Karten mehr. Und Frau Omar hatte Zeit und Geduld, um nach dem «Roggwiler» zu recherchieren. Sie war sich nicht zu blöd, im Seewadel ins Archiv zu steigen, und was hat sie da gefunden: Tatsächlich! Ich wusste das nicht mehr. Offenbar gab es schon damals, vor fünfundzwanzig oder bald fünfunddreissig Jahren gegen mich ein Hausverbot. Das hat mir der Stadtschreiber dann kundgetan und ich begann mich zu erinnern. Damals war ein Mann Heimleiter und es gab drei Episoden, die ich meinen Lesern nicht vorenthalten will:
- Episode
Ich war schon damals regelmässiger Gast im öffentlichen Teil vom Seewadel, damals eher ein Café, las schon damals regelmässig die Zeitung und ass eine Kleinigkeit. Nebenan war der grosse Speisesaal für die Bewohner und regelmässig nach dem Essen kam ein betagter Mann heraus, begab sich an die Kasse und verlangte nach einem Dessert, und jeden Tag dasselbe Theater: «Nein, Herr Brülisauer, sie bekommen keinen Dessert», und das in allergösster Lautstärke der ranzigen Kassiererin, uns stets anlächelnd, aber gegen die Bewohner eben unfreundlich. Das wiederholte sich Tag um Tag, bis ich genug hatte. Ich ging hin, kaufte dem Mann einen Dessert und Ruhe war, das auch am folgenden Tag. Bis dann der Heimleiter kam und das mir verboten hat. Die Kassiererin sagte mir, dass der Sohn des alten Herrn es verboten hätte, dem Vater einen Dessert zu geben, denn das koste ihn jeden Monat 200 Franken. Und ich war bereits vorgemerkt.
- Episode
Ich war beim Essen, eine Bewohnerin war verzweifelt, sie wollte auf den Zug und verlangte rufend, unsicher umherschauend in undeutlichen Worten nach einem Taxi, niemand beachtete sie, niemand wollte sie hören, niemand ging auf sie ein. Da fragte ich sie nach ihrem Wunsch und erhielt eben die Antwort, sie müsse dringend ein Taxi haben. Da schaute ich mich meinerseits um (Handys gab es damals noch nicht) und begab mich in einen der hinteren Räume. Da kam gerade besagter Heimleiter heraus und ich informierte ihn, dass die Frau ein Taxi möchte und man bitte eines rufen solle. Zuerst war er höchst unwillig und tat begriffsstutzig und wollte nicht. Da überlegte ich mir eine saftige Antwort, daran erinnere ich mich noch genau. Es fiel mir aber nichts Passendes ein und sagte dann nur: «Manchmal muss man halt für die Bewohner auch etwas tun, oder für was sind sie denn da?» Dann ging er endlich telefonieren. Das war der zweite schräge Vorfall.
- Episode
Eine Bekannte aus Zürich rief mich an, weil sie wusste, dass ich in Affoltern wohnte. Sie wolle ins Altersheim Seewadel, um eine Tante zu besuchen, ob ich sie begleite, sie kenne sich da nicht aus. Ich willigte ein. Es war morgens ca. um halb elf Uhr. Wir begaben uns im dunkeln Treppenhaus nach oben. Und was sahen wir da? Auf der ganzen Treppe sassen mindestens 15 Bewohnerinnen im Dunkeln und versperrten den Durchgang. Da fragten wir sie, was sie da machen. Antwort: «Wir warten auf das Essen, aber sie lassen uns erst um 12.00 Uhr in den Speisesaal». Das berührte mich seltsam, war damals noch jung und stellte mir vor, dass ich meine Restlebenszeit niemals so verbringen möchte, auf das Essen wartend im dunkeln Treppenhaus.
Einige Zeit späte rief mich die Bekannte wieder an, sie wolle die Tante am späteren Nachmittag besuchen. Wieder begaben wir uns ins Treppenhaus, und siehe da, die selbe Szene, die Treppe voller Betagter Leute und das nachmittags um halb fünf.
Meinem Temperament entsprechend wollte ich mit dieser Kenntnis nicht hinter dem Berg halten. Ich beschrieb diese drei Szenen in einem Leserbrief im Anzeiger, der damals noch vernünftige, korrekte Redaktoren hatte, die keine Zensur ausübten, im Gegensatz zu heute. Mein Leserbrief wurde veröffentlicht und löste einen Skandal aus. Am folgenden Freitag waren volle zwei Seiten mit Leserbriefen als Antworten da, die mich allesamt in Grund und Boden verdammten, so ungefähr nach dem Motto: «Was will dieser quere Roggwiler, (wobei man diesen Begriff damals noch nicht kannte)? Ich wurde so beschrieben, als ob ich der schlimmste Bürger von diesem sauberen und korrekten Affoltern wäre. Auch der katholische Pfarrer, aus Indien stammend und der deutschen Sprache kaum mächtig, und andere Kirchenleute, so auch meine Nachbarin vom Erlenweg schrieben heftig gegen mich. Tenor übereinstimmend: Was mir da einfalle, den Seewadel, diese heilsame, untadelige Institution, wo Alte in schönster Umgebung wohnen könnten, in den Dreck zu ziehen.
Ende gut, fast alles gut
Ja das war dicke Post und ich merkte, dass ich da nicht ganz in Zeit und Stimmung passe. Aber: Rund zwei Wochen später kam mein Personal gegen Feierabend zu mir ins Büro und informierte mich darüber, dass nun zwei Damen vom Seewadel in meinen Laden, der UHU Spielschüür in Zwillikon gekommen seien und für fast 3'000 Franken Material, Papier, Farben, Pinsel, Karton, Scheren, Leim usw. eingekauft hätten. Da merkte ich, dass auch endlich im Seewadel die Ergotherapie eingeführt worden ist. Zufrieden lächelte ich.
Nachlese
Ja so ist es halt, mit dem Roggwiler, später machen sie meistens das, was er 10 Jahre vorher vorgeschlagen hat, aber damals auf Ablehnung gestossen ist. So war es auch, als ich von den Kirchen Hedingen und Affoltern als ausgebildeter Sozialarbeiter ab 1972 angestellt worden bin. Ich baute die Stelle für Jugendarbeit auf, wollte Jugendgruppen bilden, was schon damals kein leichtes Unterfangen war, führte während den Ferien Förderunterricht für weniger begabte Schüler ein, was Lehrer Hochstrasser zur Weissglut brachte und auch er dieses Unterfangen mit einem Leserbrief bekämpfte. Gründete die Weihnachtsveranstaltung abends am 24.12. für Alleinstehende, was es heute noch gibt und ironischerweise von meinen «Parteifreunden» der FDP, konkret vom Rotary-Club organisiert wird, usw. Kurzum, diese meine Stelle bei der Kirche wurde nach drei Jahren wieder aufgelöst.
Und als ich in der Bezirksschulpflege war, ca. in den Jahren 1974 – 1978, äusserte ich in dieser Behörde als gewähltes Mitglied den Vorschlag, zumindest in Affoltern in den Schulhäusern einen Sozialarbeiter einzustellen. Zu einer Zeit, in der die meisten nicht einmal wussten, was ein Sozialarbeiter ist. Denn nicht vergessen, wir lebten in den Jahren nach 68 und die aufgekommene Freizügigkeit der Sexualität trieb Blüten die zeigten, dass die Jungen mit diesen Fragen offen angesprochen werden sollten, denn hintenherum lief schon damals einiges, was verfrüht auf sie zugekommen ist. Aber nein, Vorschlag abgelehnt. Und heute: 55 Jahre später, da wimmelt es schon seit gut 20 Jahren von Sozialarbeiterinnen in allen Schulen und Gemeinden in allen 14 Dörfern vom Bezirk.
Und noch ein Cüpli: Als Bezirksschulpfleger setzte ich mich 1976 dafür ein, dass dieses Amt abgeschafft werde. Man stelle sich vor, ein Bezirksschulpfleger, der im Tagesanzeiger eine ganze Seite, zusammen mit dem damaligen Redaktor Lerf, veröffentlichte und beliebt machen wollte, mit der frivolen Behauptung, dass es diese Behörde nicht brauche! Der Grund war der, weil die damalige Methode der Lehrerbewertung - was unsere Hauptaufgabe war, nebst dem Walten als Rekursinstanz gegenüber den kommunalen Schulpflegen - nach meinem Empfinden eine unwürdige war. Nun, 30 Jahre später wurde die Bezirksschulpflege im Kanton Zürich endlich abgeschafft.
Und jetzt – März 2025 - wurde ich wieder aus dem Seewadel geworfen. Den offiziellen Grund dafür darf ich vermutlich erst dann erfahren, wenn sich die Behörden – der hochqualifizierte Stadtrat von Affoltern a.A. mit Frau Omar geeinigt haben, was sie mir dieses mal alles unterschieben wollen, diese Knollen.
Ich weiss, sie mögen mein Lächeln nicht leiden und überlegen, wie man kann den Roggwiler vermeiden. Ausbürgern wäre doch die Lösung. Und das hatten sie tatsächlich vor einigen Jahren ca. 2014 oder etwas später eingeleitet. Noch-Stadtrat Meier, (bis März 2026, dann haben wir sein sürmelhaftes Wesen hinter uns) dieser grosse Könner hatte das himself tatsächlich versucht und meine Schriften, an der Einwohnerkontrolle vorbei, in eine andere Gemeinde gesandt. Grund: Der Gemeinderat liebte meine zwar seltenen Auftritte an der Gemeindeversammlung, wo ich zwei mal Applaus bekam - was verboten ist - nicht und wollte radikal Abhilfe schaffen. Aber davon später einmal.