Woke Begriffsklärung

 

Der Begriff „woke“ stammt ursprünglich aus dem Englischen und bedeutet wörtlich „wach“ oder „aufgewacht“.

Im gesellschaftlichen und politischen Kontext hat sich seine Bedeutung im Laufe der Zeit stark verändert – und ist heute oft umstritten. Hier ist eine Übersicht:

Ursprüngliche Bedeutung von «Woke» (positiv gemeint)

„Stay woke“ war ein Appell in afroamerikanischen Communities in den USA, etwa ab den 1930er-Jahren, und bedeutete:

  • Sei wachsam gegenüber Ungerechtigkeit, Rassismus und gesellschaftlicher Diskriminierung.
  • Bleibe politisch und sozial aufmerksam.

In den 2010er-Jahren wurde „woke“ populär durch Bewegungen wie Black Lives Matter / Schwarzes Leben ist wichtig
und stand für:

  • Bewusstsein für soziale Ungleichheiten,
  • Unterstützung für Menschenrechte,
  • Einsatz für Vielfalt, Inklusion und Gleichstellung.

Bedeutungswandel (kritisch oder abwertend gebraucht)

In den letzten Jahren – besonders durch konservative oder rechte Strömungen – wird „woke“ zunehmend abwertend benutzt. Der Vorwurf lautet:

  • „Woke“ Menschen seien überempfindlich, moralisierend oder übermäßig politisch korrekt.
  • Gesellschaftliche Debatten würden durch „woke culture“ dominiert, in der es mehr um Sprache, Identität und „Cancel Culture“ geht statt um echte Problemlösungen.

Beispielhafte Kritik:

„Die Firma ist zu woke geworden“ – gemeint ist: zu viel Fokus auf Gender, Vielfalt, Sensibilität, manchmal auf Kosten von Pragmatismus oder Meinungsfreiheit.

Fazit

„Woke“ ist heute ein Kampfbegriff:

  • Für die einen ein Ausdruck von sozialem Gewissen und Verantwortung.
  • Für die anderen ein Symbol für Übertreibung und gesellschaftliche Spaltung.

Wie das Wort verwendet wird, sagt oft mehr über den Sprecher aus als über das Wort selbst.

Hier wird anhand einiger konkreter Beispiele gezeigt, wie der Begriff „woke“ in drei Ländern leicht verändert bzw. unterschiedlich verwendet wird.

Deutschland

Positiv gemeint (progressive Sichtweise):

  • Ein Unternehmen führt ein anonymisiertes Bewerbungsverfahren ein, um Diskriminierung zu vermeiden. Das wird als „woke Maßnahme“ gefeiert – also als Schritt zu mehr Chancengleichheit.
  • Sprache in Medien: Der Einsatz von gendergerechter Sprache („Lehrer*innen“, „Zuschauer:innen“) wird von Unterstützern als „woke und inklusiv“ bezeichnet.

Kritisch/negativ gemeint (konservative Sichtweise):

  • Politiker oder Kommentatoren werfen Medien vor, „zu woke“ zu sein, wenn z. B. alte Filme mit Trigger-Warnungen  1) versehen werden oder man bestimmte Wörter aus Büchern entfernt.
  • Die AfD oder einige Kommentatoren aus dem Springer-Konzern (z. B. Welt, Bild) nutzen „woke“ abwertend, um grüne oder linksliberale Positionen zu kritisieren – etwa in der Klimapolitik oder Migrationsdebatte.

Schweiz

In der Schweiz ist der Begriff weniger verbreitet, wird aber vor allem in urbanen, deutschsprachigen Medien übernommen – häufig ironisch oder kritisch.

Beispiele:

  • Wokeness an Universitäten: Diskussionen über „Triggerwarnungen“ 1) oder die Umbenennung historisch belasteter Gebäudenamen.
  • Beispiel: Die Mohren-Apotheke musste ihr Namensschild in Zürich entfernen, oder Weihnachtsmärkte werden aus Rücksicht auf Moslems «Jahrsend-Verkäufe» benannt und andere fragwürdige Umbenennungen.
  • Die NZZ oder Weltwoche nutzen „woke“ häufig in polemischen Kontexten, z. B. gegen „Gender-Polizei“ oder „Identitätspolitik aus den USA“.
  • In sozialen Netzwerken (z. B. Twitter/X) wird „woke“ sowohl als Selbstbeschreibung („Ich bin woke – und stolz drauf“) als auch als Spottbegriff („Woke-Unsinn“) verwendet.

USA

Aus den USA stammt das Wort  und ist stark polarisiert.

Positiv:

  • Bewegungen wie Black Lives Matter, (Schwarzes Leben ist wichtig, MeToo (Ich auch),  oder LGBTQ+ Aktivismus bezeichnen sich stolz als „woke“.

(LGBTQ = Abkürzung für Lesbisch, Schwul, Bisexuell [sich zu Frauen und Männern hingezogen fühlend], Transgender, [Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht mit dem Geschlecht übereinstimmt, das ihnen bei der Geburt aufgrund ihres Geschlechtsmerkmals zugewiesen worden ist], Quer [Sammelbegriff der für verschiedene sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten  verwendet wird, ausserhalb der binären  Geschlechterordnung (männlich/weiblich)].

  • Große Konzerne (Apple, Nike) bekennen sich öffentlich zu „woken“ Werten – z. B. in der Werbung oder beim Diversity Management.
  •  

Negativ:

  • Ron DeSantis (US-Politiker, Republikaner): machte 2022 Schlagzeilen mit dem Slogan:

„Florida is where woke goes to die.“
«Florida ist der Ort, wo Woke stirbt.»

Er verwendet den Begriff, um linksliberale Bildungspolitik und Identitätspolitik zu bekämpfen.

Aktueller Stand und Ausblick

  • Fox News z.B. und «rechte» Medien nutzen „woke“ als Kampfbegriff gegen alles, was sie für linksradikal, unamerikanisch oder bevormundend halten.
  • Woke, ursprünglich an sich ein positiver Begriff – wer kann schon gegen gesellschaftliches Aufwachen sein – wurde und wird noch heute von Linken und Grünen dogmatisch, sektenhaft eingesetzt. Es wurde dabei ein Verhaltensmuster abgeleitet, das wie ein Dogma gegen Andersdenkende eingesetzt wird, um die Wok-Kritiker auszugrenzen. Wenn nun als Folge eine Gegenbewegung entstanden ist, in der alles, was nach «Woke» riecht, abgelehnt wird, ist das zwar eine unerfreuliche, aber logische Entwicklung.
  • Wie weiter müsste man sich fragen. In den meisten gebräuchlichen Redewendungen und sozialen Erscheinungen mit Modetendenz wird es auch hier darum gehen, die Mitte zu finden. Vorschlag: Reden wir künftig von New-Woke und meine damit das Aufwachen in sozialpolitischer Hinsicht und packen wir die Chance, um unser Zusammenleben auch unter diesem Titel möglichst gerecht und gleichberechtigt zu gestalten, ohne diejenigen, die den Begriff «Woke» verwenden, ins Lächerliche zu ziehen oder sie des Dogmatismus zu bezichtigen, denn dadurch würden wir wiederum unüberbrückbare Gegensätze schaffen.
  • Wir sind eine Lebensgemeinschaft auf einem Vielvölker-Planeten, in der sich diese Völker in eigener Identität und Mentalität historisch während Jahrtausenden herangebildet haben. Und heute in Zeiten der Vielfliegerei haben wir zu lernen, mit dieser Vielfalt und Buntheit der hier lebenden Menschheit und jedem einzelnen Individuum, mit dem wir ins Gespräch kommen, sozialverträglich und einander beistehend umzugehen.

 1) Trigger (englisch für «Auslöser), wird in verschiedenen Zusammenhängen verwendet – insbesondere in der Psychologie, in der Medienwelt und sozialen Debatten. In der Trauma-Psychologie bezeichnet ein Trigger: Ein Reiz (z.B. ein Bild, Geräusch, Wort), der eine starke emotionale Reaktion auslöst – besonders bei Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS).

Beispiel: Jemand, der Gewalt erlebt hat, kann durch bestimmte Szenen in einem Film plötzlich Angst, Panik oder Flasblacks erleben – obwohl keine echte Gefahr besteht. In diesem Fall war der Reiz ein Trigger, der das Trauma wieder aufgerufen hat.

(Flasblacks sind Rückblenden, ein plötzliches, unwillkürliches Wiedererleben von vergangenen Ereignissen oder Gefühlszuständen).

In sozialen Medien wird «triggern» auch locker gebraucht. Die Diskussion hat mich total «getriggert», gemeint ist: Sie hat mich aufgeregt, genervt oder emotional aufgewühlt.